Narzistische Muster erkennen...

2. Dezember 2025

Eine Analyse eines typischen Schriftwechsels mit einem Ex-Mann und Vater des Kindes, der narzisstisches Verhalten aufzeigt.

(subtile Gaslighting-Moves, narzisstische Muster, Flying-Monkey-Dynamik)

Ausgangssituation:

Die Frau hat den Mann mehrfach schon darüber informiert, dass sie nicht wünscht, dass er ohne sie zu informieren in der Wohnung ist, wenn er das gemeinsame Kind besucht. Die Frau kommt nach Hause und der Mann steht mit dem Kind in der Wohnung.

Als er geht entschuldigt sich das Kind sofort, weil es weiß, dass dies nicht erwünscht ist von der Mutter und es drückt sein Unwohlsein darüber aus und spricht den Satz „Der Papa hat mich gefragt, ob Du zu Hause bist….“.

Es gibt eine öffentliche Toilette 100 m weiter. Die Wohnung ist im 2. Stockwerk.

 

Frau:

Guten Morgen ……,

ich möchte eine Sache noch einmal klarstellen: Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht möchte, dass du die Wohnung betrittst, wenn ich nicht da bin. Das gilt unabhängig von der Situation.

 

Gestern hast du unseren Sohn mit der Frage „Ist deine Mutter zu Hause?“ in eine Position gebracht, in der er über meine Grenze entscheiden sollte. Das ist nicht in Ordnung. Er soll nicht zwischen uns gestellt werden und entscheiden müssen, ob du die Wohnung betreten darfst – das ist eine Sache zwischen uns Erwachsenen.

 

Wenn du unterwegs eine Toilette brauchst, gibt es genügend neutrale Möglichkeiten in der näheren Umgebung. Bitte respektiere meine klare Grenze und halte unseren Sohn ganz aus solchen Situationen heraus.

Danke für dein Verständnis.

Gruß ……

 

Mann:

Hallo ……, ist angekommen. Das Gespräch mit XY im Auto ging von Hölzchen zu Stöckchen und irgendwann musste ich derart dringend auf Toilette, dass ich entweder das Gespräch mit XY hätte wild abbrechen und losfahren müssen oder mich mitten in (der Stadt)  an einen Baum stellen. In dieser Situation habe ich Deine klare Ansage schlicht vergessen und es war nicht meine Absicht, eine Grenze von Dir zu verletzen. Entschuldigung.

 

Was mich nachdenklich macht ist, dass Du mich bittest, XY aus unseren Themen rauszuhalten, dies aber zugleich nicht für dich zu gelten scheint. Du hättest mir einfach schreiben können, um mich zu erinnern und deine Grenze noch einmal zu betonen. Dass hätte den gleichen Effekt gehabt: ich werde erinnert und mache es nicht mehr! Stattdessen musst Du XY zu der Situation befragt haben, denn sonst wüsstest Du ja nicht wörtlich, was ich ihn gefragt hatte. Und damit ziehst Du ihn de facto auch in unsere Situation und konfrontierst ihn mit einer Stellung zwischen uns.

Also, ich werde das in Zukunft beachten und mich noch mehr bemühen, XY nicht zwischen uns zu stellen. Und ich wünsche Dir den Weitblick zu erkennen, wann Du das selbst machst und um es dann ebenso zu vermeiden.

Gruß …

 

Frau:

Hallo ….,

Danke für deine Rückmeldung.

 

Was du in Bezug auf XY unterstellst, sind Annahmen. Solche Projektionen führen weg vom Wesentlichen.

 

Wesentlich ist: Meine Grenze habe ich dir klar gesagt, und sie gilt dauerhaft. Es ist nicht meine Aufgabe, dich daran zu erinnern. Bitte respektiere das und betrete meine Wohnung nicht ohne vorherige Absprache mit mir.

 

Damit ist das Thema für mich abgeschlossen.

 

Gruß …..

 

Mann:

😂😂😂… ok 👍

(=Lachsmileys)

Alexandra Brand, Familien Coaching, Familienaufstellungen, CranioSacral, Meditation, OSHO

1) Satz-für-Satz-Analyse seiner Nachricht (XY = das Kind im Textfluss)


„Hallo …., ist angekommen.“

Move: Tonsetzung als nüchterne Empfangsbestätigung. Emotional neutralisierend.

Wirkung: Entzieht dem Thema Dringlichkeit; stellt sich über das Gesagte („administrativer Frame“).


„Das Gespräch mit XY im Auto ging von Hölzchen zu Stöckchen …“

Move: Kontext-Überflutung. Erzeugt Verständnis/Empathie, bevor die eigentliche Verantwortung benannt wird.

Wirkung: Ablenkung vom Kern (die Grenze der Frau) durch Erzählrahmen.


„… und irgendwann musste ich derart dringend auf Toilette …“

Move: Appeal to necessity (Notlage).

Wirkung: Verantwortung wird an „die Situation“ delegiert.


„… dass ich entweder … wild abbrechen … oder … an einen Baum stellen [müsste].“

Move: Falsches Dilemma / Dramatisierung.

Wirkung: Er konstruiert zwei Extreme, um sein Handeln als „alternativlos“ erscheinen zu lassen.


„In dieser Situation habe ich Deine klare Ansage schlicht vergessen …“

Move: Verantwortungsdiffusion über Gedächtnislücke.

Wirkung: Ich habe’s nicht getan – es ist mir passiert. Minimiert die Grenzverletzung.


„… und es war nicht meine Absicht, eine Grenze von Dir zu verletzen. Entschuldigung.“

Move: Intent-über-Impact + Non-Apology Apology.

Wirkung: Er argumentiert mit Absicht statt Wirkung. Keine echte Verantwortungsübernahme (kein: „Ich hätte anders handeln müssen, künftig tue ich X/Y/Z“).


„Was mich nachdenklich macht ist, dass Du mich bittest, XY aus unseren Themen rauszuhalten, dies aber zugleich nicht für dich zu gelten scheint.“

Move: DARVO (Deny, Attack, Reverse Victim and Offender).

Wirkung: Rollenverdrehung – die Frau wird zur Täterin stilisiert, er zum reflektierten „Nachdenklichen“.


„Du hättest mir einfach schreiben können, um mich zu erinnern …“

Move: Verantwortungsverschiebung.

Wirkung: Die Grenze wird zu Ihrem „Reminder-Job“. Er macht sie für sein Verhalten mitverantwortlich.


„Das hätte den gleichen Effekt gehabt …“

Move: Preskriptive Invalidation.

Wirkung: Er schreibt ihr vor, wie sie hätte handeln sollen; implizite Abwertung ihrer realen Reaktion.


„Stattdessen musst Du XY … befragt haben … denn sonst wüsstest Du ja nicht wörtlich, was ich ihn gefragt hatte.“

Move: Unterstellung als Tatsache; Scheinlogik.

Wirkung: Gaslighting light – eine unbewiesene Annahme wird zur „Beweisführung“ gegen sie.


„Und damit ziehst Du ihn de facto auch in unsere Situation …“

Move: Falsche Äquivalenz.

Wirkung: Er erklärt sie zur Mit-Verursacherin derselben Dynamik, die er gesetzt hat.


„Also, ich werde das in Zukunft beachten … und mich noch mehr bemühen, XY nicht zwischen uns zu stellen.“

Move: Strategische Zustimmung, weichgespült.

Wirkung: „Bemühen“ ist unverbindlich; keine klare Commit-Formel („Ich werde X nicht mehr tun“).


„Und ich wünsche Dir den Weitblick …“

Move: Subtile Herabsetzung / intellektuelle Überlegenheit.

Wirkung: Stachel im Schlussakkord („Dir fehlt Weitblick“). Klassischer Überlegenheits-Frame.


Alexandra Brand, Familien Coaching, Familienaufstellungen, CranioSacral, Meditation, OSHO
Alexandra Brand, Familien Coaching, Familienaufstellungen, CranioSacral, Meditation, OSHO

2) Was die Situation mit dem Kind macht

 (Flying-Monkey, Triangulation)


Triangulation: Statt die Abklärung mit ihr (Erwachsenenebene) zu suchen, nutzt er das Kind als Brücke („Ist deine Mutter zu Hause?“).

Rollenverschiebung: Das Kind wird zum „Türhüter“, der faktisch über die Grenze der Mutter entscheidet.

Loyalitätskonflikt: Egal, wie es entscheidet, er verrät entweder Mama oder Papa (innere Zerrissenheit).

Flying-Monkey-Effekt: Das Kind übermittelt/ermöglicht die Grenzverletzung – nicht aus Böswilligkeit, sondern weil er in die Rolle gedrängt wird.

Folge: Die Wut entlädt sich häufig beim Elternteil, der die Grenze hält (in dem Fall die Mutter) – weil dort „sicher“ zu rebellieren ist. Sie erlebt die „doppelte Übergriffigkeit“: Grenzverletzung + Gegenangriff des Kindes.


3) Warum ihre Reaktion stimmig ist (Selbstermächtigung statt Verteidigung)


Sie hat die Erwachsenenebene markiert: Absprachen nur direkt – nie über das Kind.

Sie geht nicht in die Beweisführung („Ich habe XY nicht befragt“), sondern bleibt bei der Sache: Grenze gilt, dauerhaft, ohne Reminder-Pflicht. Das ist exakt der Ausstieg aus der Verteidigungshaltung.


Früher: „Ich muss es belegen/erklären.“ → Verteidigungsenergie.

Heute: „Ich weiß, was wahr ist. Ich setze die Grenze und verlasse das Spielfeld.“ → Selbstermächtigte Klarheit.


4) „Blütenreine“ Antwort (narzissmusfest)


finale, kompromisslose Kurzform, die keine Angriffsfläche öffnet und die Reminder-Forderung neutral ausschaltet:


Danke für deine Rückmeldung.

Wesentlich ist: Meine Grenze gilt dauerhaft: Bitte nicht in meine Wohnung kommen, ohne vorherige Absprache mit mir. Es ist nicht meine Aufgabe, dich daran zu erinnern.

Damit ist das Thema für mich abgeschlossen.


(Kein Eingehen auf Unterstellungen; keine Rechtfertigung; klare Closing-Formel.)


5) Mini-Script für das Kind (triangulationssicher)


Kurz, neutral, ohne Schuldzuteilung – um Angriffe verpuffen zu lassen:

• „Ich habe mit Papa geschrieben. Das ist eine Erwachsenensache.“

• „Du musst da nichts entscheiden oder erklären.“

• (Bei Angriff): „Ich höre, dass dich das nervt. Die Grenze bleibt.“



Das ist die Dynamik, über die kaum jemand spricht: Gaslighting in Mikrobewegungen.

Nicht das große Drama, sondern die kleine Verschiebung. Das falsche Dilemma („Baum oder Wohnung“). Das Intent-Argument („Ich wollte nicht…“) statt Verantwortung für die Wirkung. Die Verantwortungsverschiebung („Erinnere mich nächstes Mal“). Die Unterstellung („Du hast XY befragt“). Die falsche Äquivalenz („Du machst ja dasselbe“). Und zum Schluss ein feiner Stachel („Weitblick“), um doch noch zu erhöhen.


Und mittendrin ein Kind.

Mit einem einzigen Satz – „Ist deine Mutter zu Hause?“ – wird ein Kind zum Türhüter der Grenze seiner Mutter gemacht. Das nennt man Triangulation: Ein Kind steht plötzlich zwischen Erwachsenen. Er soll „entscheiden“, ob ein Elternteil die Wohnung des anderen betritt. Das ist eine Rolle, die nicht zu ihm gehört. Unweigerlich entsteht ein Loyalitätskonflikt: Wen verrate ich gerade – Mama oder Papa? Die Wut landet dann oft dort, wo die Grenze gehalten wird. In diesem Fall bei der Mutter.


Ich bewerte Narzissmus nicht – ich benenne die Dynamik.

Menschen handeln aus Gründen. Verletzungen, Kompensation, Selbstschutzmuster – ich arbeite täglich damit. Doch Verständnis ersetzt keine Grenze. Ich kann im Mitgefühl bleiben und dennoch sagen: Ich stehe dafür nicht (mehr) zur Verfügung.



Was hilft, nicht ins Gaslighting zu rutschen?

• Keine Rechtfertigung. Ich muss nicht beweisen, dass ich recht habe.

• Erwachsenenebene. Absprachen nur zwischen Eltern, niemals über das Kind.

• Kurze, klare Antworten. „Bitte respektiere meine Grenze.“ – mehr braucht es nicht.

• Innere Wahrheit. Ich weiß, was geschehen ist. Das reicht.



Fazit

Gaslighting in Mikrobewegungen ist real. Und es wirkt.

Aber wir haben die Möglichkeit, es zu erkennen – und uns nicht hineinzuziehen.

Das bedeutet nicht, hart zu werden. Es bedeutet, klar zu bleiben:

Im Mitgefühl, in der Herzverbundenheit – und gleichzeitig in der Selbstermächtigung.



1. Die Nachricht der Frau

• Klarheit: Sie hat die Projektion benannt („Annahmen, Projektionen führen weg vom Wesentlichen“).

• Grenze: sie hat  ihre Grenze deutlich markiert („Meine Grenze gilt dauerhaft, es ist nicht meine Aufgabe, dich daran zu erinnern“).

• Selbstermächtigung: sie nimmt sich aus der Verantwortungsfalle („Bitte respektiere das … nicht ohne Absprache“).

• Abschluss: sie hat das Thema beendet („Damit ist das Thema abgeschlossen“).


👉 Ihre Mail ist ein Musterbeispiel für eine klare, erwachsene, nicht-angreifbare Kommunikation. Du stellst dich nicht zur Verfügung für Drama.



2. Seine Antwort („😂😂😂… ok 👍“)


• Gaslighting / Entwertung: Das Lachen-Emoji wirkt wie Spott, nicht wie Freude. Es signalisiert: „Deine Worte sind lächerlich.“

• Verweigerung von Verantwortung: Statt inhaltlich auf deine klare Grenze einzugehen, weicht er in Emojis aus. Er nimmt nicht Bezug auf ihre Worte, sondern reagiert mit einem „Pseudo-Abschließen“.

• Mikromanipulation: Die Kombi aus „haha“ und „ok“ kann unbewusst ein inneres Gefühl von „werde ich hier nicht ernst genommen?“ triggern. Genau das ist die Falle: sie soll sich klein fühlen oder rechtfertigen wollen.

• Täter-Opfer-Umkehrung light: Er lacht, als wäre sie überempfindlich oder albern, während er gleichzeitig so tut, als stimme er mit „ok 👍“ zu. Eine Doppelsignal-Nachricht = klassisches manipulatives Muster.



3. Dynamische Ebene


• Er testet, ob sie reagiert.

• Würde sie sich rechtfertigen, hätte er sie zurück im Spiel.

• Reagiert sie nicht, bleibt sie im von ihr gesetzten Rahmen („Thema abgeschlossen“).


👉 Sein „Antwortstil“ entlarvt ihn selbst: ein erwachsener, respektvoller Umgang hätte zumindest eine sachliche Bestätigung enthalten.



4. Energetische Analyse


• sie hat die Grenze gesetzt = klares Wurzelchakra-Signal („Mein Raum. Meine Wohnung. Meine Sicherheit.“).

• Er antwortet aus dem Solarplexus-Ego („Ich lache drüber, ich habe die Kontrolle.“).

• Wenn sie nicht reagiert, bleibt ihre Energie zentriert.

• Wenn sie sich in den Spott hineinziehen lässt, verlagert sie ihre Energie in seinen Machtkreis.



5. Fazit


Seine Reaktion ist eine Mischung aus Abwehr, Spott und Machtspiel.

Ihre Reaktion (Nicht-Reaktion oder ein ultra-kurzer Schlusspunkt) ist die größte Kraft.

Sie bleibt in Ihrer Würde, während er sich auf Kind-Ebene zeigt.



möglicher Heilungssatz

„Ich erlaube der Traurigkeit, durch mich hindurchzufließen.

Ich ehre die Würde meiner Wut als klare Lebenskraft.

Ich richte mich auf in meiner vertikalen Wahrheit und stehe in der stillen Größe meiner Seele.“


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